Ich bin im Jahr 1938 im Dorf Schaschki, das zum Gebiet Kostroma gehört, in der Familie des örtlichen Försters geboren worden. Mein Vater mochte die Natur sehr und sammelte wunderliche Wurzeln, aus denen er wunderliche Tiere, Waldgeister und andere märchenhafte Helden anfertigte. In unserer Hütte standen immer Feldblumen.

1941 ist mein Vater an die Front gegangen und ist in der Schlacht bei Moskau gefallen. Danach zog unsere Familie ins Dorf Menschikowo zu meiner Großmutter um. Das Dorf befand sich auf einem Berg, die Häuser nördlichen Typs waren groß. Ich erinnere mich an die Feiertage in diesem Dorf, die immer sehr ausschweifend gefeiert wurden. Die Häuser wurden durch Zweige von Birken und Tannen geschmückt, es waren viel Harmonikaspieler da. Und wenn abends in unserem Dorf die Ziehharmonika ertönte, so antworteten im benachbarten Dorf die Harmonikas. Wir lebten friedlich und in einfachen Verhältnissen. Viele in den Dörfern waren von Schönheit fasziniert. So wurden gern schöne, geschnitzte Verkleidungsbretter gemacht. Mein Onkel Mischa machte sie bedächtig und meisterhaft und mein Cousin Nikolaj fertigte aus Ton allerlei Krügchen, Vögelchen und Tierchen.

Ich erinnere mich daran, als im Dorf ein Mädchen schwer krank wurde und Nikolaj aus Ton einen schönen Vogel mit geöffneten Flügeln gemacht hat. Der Vogel wurde über ihrem Bett aufgehangen und drehte sich, als ob er losfliege, die Aufmerksamkeit heranziehend und ein Lächeln ins Gesicht des kranken Mädchens zaubernd. Bald ist sie genesen, und viele glaubten fest daran, dass ihr der modellierte Vogel geholfen hat.

In der Kindheit zog mich ebenso alles Schöne an. Lange konnte die umgebende Natur beobachten, die mein erster Lehrer war, während in mir die Anlagen eines Malers gediehen. Meine ersten Versuche zu malen haben sich für mich übrigens als sehr unglücklich erwiesen. Ich erinnere mich an einen Fall aus meiner Kindheit. Es war Frühling, Ostern. Auf diesen Feiertag bereiteten sich alle vor, polierten die Fußböden, putzten die Fenster. Meine Großmutter hat in jenem Jahr den Ofen frisch gestrichen, räumte im Haus auf und ging mit dem Großvater zur Kirche. Ich blieb allein zuhause. Und hier hab ich mich entschieden es auszuprobieren: Wie malen die Maler eigentlich? Ich habe kleine Kohlestückchen genommen und auf dem Ofen verschiedene Bilder gezeichnet. Mir schien es, dass ich die Großmutter damit erfreuen kann. Jedoch hat sie mich dafür ziemlich hart bestraft. Damals habe ich verstanden, dass man im Leben für alle Künste die Verantwortung tragen muss…

Die Zeit verging, 1954 habe ich mich in die künstlerische Bildungseinrichtung der Stadt Kostroma eingeschrieben, gleichzeitig arbeitend, um der Mutter, drei Schwesterchen und dem Bruder zu helfen. Später leistete ich meinen Dienst in der Armee in weit entferntem Osten ab, und danach unterrichtete ich das Malen und technisches Zeichnen in der 29. Schule der Stadt Kostroma. Zu dieser Zeit war ich mit dem bemerkenswertem Maler Gennadij Darejewym befreundet, dem ich für vieles sehr dankbar bin und seinen frühen, tragischen Tod aufrichtig bedauere.

1968 bin ich einem Verband der Maler der UdSSR beigetreten. In diese Zeit fällt meine Teilnahme an den ersten bedeutenden Ausstellungen. Im selben Jahr noch nahm ich an der Ausstellung im Russischen Museum der Stadt Leningrad teil, dann folgten zahlreiche regionale, Republik-, nationale und internationale Ausstellungen. Erst zählte ich sie, aber nach fünfzig großen Ausstellungen stellte ich diese Beschäftigung ein.

Ich stehe gern sehr früh auf, mich bemühend, das Erwachen der Natur einzufangen und die Eindrücke von ihrer Schönheit und Weisheit zu entdecken.

Oft erinnere ich mich an die Fahrten zum Wochenendhaus der Akademie, wo ich viele bemerkenswerte Maler kennengelernt habe. Unter ihnen will ich Wassilij Wassiljewitsch Potschitalow hervorheben, der mir viele segensbringende Ratschläge gegeben hat. Wir wurde Freunde und pflegten eine jahrelange Brieffreundschaft. Mir kommen die häufigen Treffen mit Wladimir Stoscharow in den Sinn, der gern bei mir im Atelier in Kostroma vorkam. Wir teilten unsere Eindrücke über Gesehenes auf Forschungsreisen und besprachen intensiv unsere neuesten Arbeiten.

1978 habe ich im Wochenendhaus der Akademie den Moskauer Maler Aron Buch kennengelernt. Wir betrieben zusammen über drei Monatelang Studien. Aron hat in dieser Zeit viele Bilder gemalt und bat mich, Arbeiten für seine Ausstellung herauszusuchen. Die Ausstellung wurde ebenso hier durchgeführt, in fünf Ateliers, und war ein großer Erfolg. Dieser Umstand hat unsere Freundschaft gefestigt. Wir telefonierten oft, nicht aufhörend, sich für die gegenseitige fanatische Ergebenheit gegenüber der Malerei zu begeistern. Die Jahre vergingen, die Zeiten wurde immer schwieriger und irgendwann brach unsere Verbindung leider ab.

Mit Dankbarkeit erinnere ich mich an die Freundschaft und die Treffen mit Boris Fjodorowitsch Domaschnikow. Er war ein großer Meister, der seine Erfahrung freigebig teilte, und dadurch und die Traditionen der russischen Malerei entwickelnd und festigend.

Heute bin ich sehr stolz auf und schätze die einstige Freundschaft mit dem bemerkenswerten Maler Gennadij Alexandrowitsch Dareew sehr. Es ist ein herzlicher Mensch und ein talentierter Maler, der in die lebendige Natur verliebt ist und in seiner Arbeit immer der Wahrheit folgt.

Für mich ist die Natur meiner Heimat eine Hauptquelle für Inspiration. Sogar im Winter, im grimmigen Frost, zwinge ich mich draußen in der Natur zu arbeiten. Und es kommt oft vor, dass dieser Prozess beginnt mich zu wärmen und manchmal wird mir sogar heiß. Ich hoffe, dass meine Arbeiten ebenso fähig sind, die Seele des Betrachters zu wärmen. Auf jeden Fall bemühte ich mich immer, ehrlich zu arbeiten und schäme mich nicht für mein vieljähriges Werk.

Leonid Winogradow